Oscar Dronjak (Hammerfall) im Interview zum neuen Album „(r)Evolution“ beim Wacken Open Air 2014

 “…der Kleine heißt Schnaps…“

Artist: Hammerfall

Herkunft: Göteborg, Schweden

Genre: Power Metal

Label: Nuclear Blast Records

Link: http://www.hammerfall.net

Bandmitglieder:

Gesang – Joacim Cans
Gitarre – Oscar Dronjak
Gitarre – Pontus Norgren
Bassgitarre – Fredrik Larsson
Schlagzeug – Anders Johansson

Wacken 2014 Impressionen - 65

Kai R. / Time For Metal:
Hallo Oscar,
vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um dir hier bei der Hitze auf dem diesjährigen Wacken Open Airs ein paar Fragen stellen zu können.

Gestern standet ihr auf der Bühne der Black Stage (Konzertbericht: hier), magst du uns ein wenig über den Auftritt und den Special Guests erzählen?

Oscar Dronjak:
Ja gerne. Das Wacken Open Air ist für Hammerfall etwas Besonderes. Hier hatten wir die erste Show außerhalb Schwedens. Als wir hier im Jahr 1997 spielten, hatten wir keine Ahnung was uns erwarten würde. In den 90ern hatte jeder gedacht dass unsere Musik etwas wäre, was nur lokal funktioniert und dass vielleicht gerade einmal Hunderte davon begeistert sein würden. Als wir dann herkamen, standen wir vor eher vor tausenden Fans. Das hatten wir damals wirklich nicht gedacht. Zu Beginn von Hammerfall dachten wir, es würden sich nur wenige für uns interessieren, jedoch als wir hier herkamen, haben wir ein ganz anderes Bild bekommen. Vor allem von den deutschen Fans.

Seither haben wir bereits das siebte Mal in Wacken gespielt und als wir herausgefunden hatten, dass man hier das fünfundzwanzigste Jubiläum feiern würde, waren wir uns einig, dass wir eine Special Show machen wollten. Glory To The Brave ist zwar nicht vor fünfzehn, sondern vor siebzehn Jahren erschienen, doch entschieden wir uns eine Show zu machen, die mehr oder weniger an das erste Konzert von damals hier in Wacken erinnern sollte – Gleiches Intro, selbe Setlist und Stefan Elmgren und Patrik Räfling spieltendamals auch hier auch in Wacken. Zusätzlich hatten Jesper Strömblad und Stefan vor einigen Jahren ein paar Songs mit uns gespielt.


Kai Rath / Time For Metal:
Hatten alle denn viel üben müssen für den Auftritt?

Oscar Dronjak:
Ja, Patrick hatte jahrelang kein Schlagzeug gespielt und er musste kräftig üben um für den Auftritt fit zu werden. Ich denke, dass keiner, auch kein Hammerfall-Fan damit gerechnet hatte, dass uns die drei bei unserer Show besuchen würden und alleine das war dann doch schon eine gelungene Überraschung.

Kai Rath / Time For Metal:
Am 29.August 2014 wird euer neues Album (r)Evolution auf dem Markt erscheinen. Warum habt ihr das „R“ im Namen ausgeklammert?

Oscar Dronjak:
Weil ich erstens Wortspiele mag und zweitens besteht das Album für uns aus zwei Teilen. Der „Revolution“-Part in dem Wort steht dafür, wofür wir in unserem Leben kämpfen mussten. Heavy Metal zu machen und das, was wir machen, so zu schätzen wie es ist. Ich denke, im Heavy Metal wird die „Revolution“ immer weiter vorangehen. Für mich persönlich symbolisiert der „Revolution“-Part wie Hammerfall gestartet sind und zu sehen, wo wir jetzt stehen. Der „Evolution“-Part beschreibt eher den Musik-Stil, die Weiterentwicklung der Band. (r)Evolution hat etwas von allen vorhergehenden Alben an Energie, Hunger und schöne Melodien mitgenommen und das dann weiterentwickelt. Es zeigt einfach auch, dass es für jemanden unmöglich ist, heute exakt die selbe Musik zu schreiben, die wir vor fünfzehn Jahren geschrieben haben. Mein privates Leben und das was ich alles tue, reflektiere ich in meiner Musik und man wächst, man verändert sich und gerade bei der Musik ist sowas stark zu spüren. Bei (r)Evolution sind alle „Back To The Roots“-Dinge wahr und zeitgleich auch eben nicht. Man hat zwar viele Elemente von damals, jedoch niemals das Gleiche, was wir vor so vielen Jahren gemacht haben, dafür sind viel zu viele moderne Einflüsse in der Produktion mit eingeflossen.


Kai R. / Time For Metal:
Wer kam auf die Idee, euer Maskottchen Hector vom Cover des letzten Albums Infected zu verbannen?

Oscar Dronjak:
Ich denke, es war eine totale Fehlentscheidung von unserer Seite. Uns war nicht bewusst, wie wichtig Hector für unsere Fans ist. Er ist zwar im Booklet, aber viele Leute sahen sich das Cover an und sagten sich: “Das ist nicht Hammerfall, das schaut nicht aus wie ein Hammerfall-Album – also kann die Musik auch nicht von Hammerfall sein“ – und doch, das ist sie wirklich. Wahrscheinlich mochten viele das Album auch genau deswegen nicht, weil sie es deswegen im Voraus abgestempelt hatten. Dann kommt noch dazu, dass viele Fans unsere Alben digital kaufen und bei Itunes und Co. ist leider kein Booklet dabei.

Das weiße Cover mit der Hand passte super zum Feeling und zur Atmosphäre auf Infected. Jedoch war uns nicht bewusst, wie schwer es ist, ein solches Cover ordentlich auf ein Metal-Shirt zu bekommen und unser Label Nuclear Blast Records mochte das Cover auch nicht, deswegen gibt es auch das zweite schwarzen Cover in einem Slip-Case. Genau das war der Moment, in dem niemand mehr mit dem Cover zufrieden war. Nicht die Fans, nicht das Label und nicht mal die Band war damit glücklich. Aber dann kam die Deadline und wir mussten uns leider hierfür entscheiden.

 

Kai R. / Time For Metal:
Du und Joacim Cans schreibt ja gemeinsam die Songs, die hinter dem Namen Hammerfall veröffentlicht werden. In der Vergangenheit schrieb auch Jesper Strömblad mit. Wie versteht ihr euch drei und wie ist dein Kontakt zu Jesper und dir? Seid ihr Freunde? Trefft ihr euch ab und an mal bei einem Bier? Oder wie darf man sich das vorstellen?

Oscar Dronjak:
Ja, wie man das gestern auch auf der Bühne gesehen hat. Jesper ist für mich jemand besonderes. Wahrscheinlich sogar mein längster Freund und ja, wir unternehmen noch immer was zusammen. Zwar trinken wir aufgrund seiner überwundenen Alkoholabhängigkeit kein Bier zusammen, jedoch haben wir seit zirka  1990 durchgehend Kontakt zueinander.

Er spielte niemals Gitarre bei Hammerfall, er war in den Anfängen der Schlagzeuger von Hammerfall und bevor wir das erste Album aufgenommen hatten, spielte er auch einige Shows, jedoch war er eigentlich nie ein wirklicher Schlagzeuger. Jedoch wollte er, dass das Album so gut wie möglich wird, also suchten wir zusammen einen neuen Schlagzeuger für die Band. Da er bei In Flames Gitarre spielte machen viel Leute den Fehler und denken, er hätte das auch bei Hammerfall gemacht – jedoch ist das falsch.

Aber zurück zu Jesper … was wollte ich gerade sagen… Ja, wir verbringen viel Zeit miteinander, jedoch ist es nicht so einfach zur selben Zeit Freizeit zu haben. Dann ist es manchmal schon gut, dass man einfach zum Telefon greifen kann.

Ach ja und er hat einen kleinen Chiwawa, der auf den Namen Rufus hört und da ich selbst zwei Hunde habe – darunter einen Jack Russel-Chiwawa-Mischling – die lieben sich total. Wenn die sich lange nicht gesehen haben, reicht es schon aus, wenn ich mal kurz den Namen sage und schon wird er hellhörig und sucht nach Jespers Hund.

So kommt es ab und an vor, dass wir mal auf die Hunde der anderen aufpassen.

Kai R. / Time For Metal:
Wie heißen deine Hunde?

Oscar Dronjak:
Der kleine heißt „Schnaps“ (gesprochen Snaps) – das ist dasselbe Wort, welches man auch im Deutschen für starken Alkohol kennt. Aber der Name wurde nicht ausgesucht, weil ich jede Menge Schnaps trinke. Zuerst dachte ich, es wäre ein total bescheuerter Name, aber dann ist mit klar geworden, dass Hunde nicht wirklich hören was wir sagen. Sie reagieren auf die Zischlaute und da war „Schnaps“ einfach eine sehr gute Wahl. Wenn ich „Snaps“ rufe, reagiert er sehr schnell darauf, also ist die Wahl nicht so schlecht gewesen, wenn man die Bedeutung aus dem Wort entfernt. Der andere, „Macho“ , wird jetzt neun Jahre als. Er ist ein Golden Retriever-Border Collie-und ein wenig von allem. Ich habe ihn bei mir seit seiner neunten Woche und damals, als ich keine Freundin hatte, ist er zu einem richtigen Freund geworden. Der Kleine ist der aktivere, während „Macho“ eher der gemütliche Freund an meiner Seite ist.

Kai R. / Time For Metal:
Also nochmal zurück – wieviele Songs auf (r)Evolution sind aus deiner Hand und welche von Joachim Cans?

Oscar Dronjak:
Wir schreiben immer gemeinsam an den neuen Werken. (r)Evolution hat elf Songs und in jedem Album gibt es ein Song, den ich alleine geschrieben habe – also die Musik und den Text. Auf dem ersten Album war das bereits so und da ich Traditionen mag, habe ich das bis heute beibehalten.

Kai R. / Time For Metal:
Und welcher ist es auf (r)Evolution?

Oscar Dronjak:
In diesem Fall ist es Winter Is Coming. Hingegen haben Pontus und Joacim gemeinsam das Lied Tainted Metal geschrieben. Bei Bushido und Wildfire war Pontus für die Melodien und sowas verantwortlich. Bei allen anderen Songs waren Joacim und ich am Werk. Das Problem ist, dass ich vor einiger Zeit das Studio bei mir auf dem Grundstück aufgebaut habe und dort haben wir auch das Album aufgenommen.

Kai R. / Time For Metal:
Also hast du alles zu Hause aufgenommen?

Oscar Dronjak:
Nein, nicht wirklich zu Hause, es ist schon ein echtes professionelles Tonstudio. In Stockholm hat Pontus auch ein Studio und er hat immer viel geholfen. Wir haben dann oft bei einem Bier zusammengesessen und einiges ausprobiert und dann, wenn eine Idee da war, diese auch genutzt. Wir halfen uns gegenseitig kreativ zu sein.

Kai R. / Time For Metal:
In den letzten Jahren hattest du viel mehr Rüstungsteile auf der Bühne an. Gestern hingegen habe ich davon nichts gesehen. Wo ist deine Rüstung hin oder ist das auch ein Teil der Veränderung? Es schaut für mich so aus, als würde eure Musik „Back To The Roots“ gehen ,aber nicht deine Kleidung.

Oscar Dronjak:
Ha, Ha, das Ding ist, dass du da vollkommen falsch liegst. Die Weste, die ich gestern Abend anhatte, war exakt die Weste, die ich auch bei unserem ersten Wacken Open Air-Auftritt getragen hatte.

Kai R. / Time For Metal:
Wirklich, das Original von damals?

Oscar Dronjak:
Ja, ich habe diese Weste 1993 selbst aus einer Leder-Motoradjacke angefertigt. Die Jacke war damals, weil ich so groß bin, einfach zu kurz an den Ärmeln und da habe ich diese einfach abgeschnitten. Meine „Armor“-Zeit war zwischen 2000-2003 vielleicht auch bis 2005. Dann, beim letzten Album, habe ich schon Jeans und Tank-Tops getragen. Wir wollten einfach mal was anders machen. Ich persönlich war müde davon mich immer nach einem Auftritt aus der Lederjacke zu pellen. Du weißt schon, ohne Hilfe kommt man da fast nicht raus wenn man verschwitzt ist, klebt sowas einfach nur noch an dir.

Die letzte Tournee, die wir spielten, war wohl die komfortabelste in der Geschichte von Hammerfall. Nicht zuletzt auch wegen meinem Wechsel von den Boots hin zu gemütlichen Basketball-Turnschuhen. Ich habe welche gefunden, die sind schwarz und aus Leder, also kann man sagen, dass das ein perfekter Kompromiss ist. Wenn ich überlege, dass es Konzerte gab, nach denen ich wegen Knieschmerzen nicht einmal in der Lage war eine Treppe hinaufzusteigen. Ich wusste nicht genau, warum die Schmerzen auf einmal da waren. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es durch reines Ausprobieren klar wurde, aber die Schuhe haben einiges geändert. Da ist es schon echt etwas Schönes, wenn man sich mit so kleinen Dingen das Leben erleichtern kann.

Kai R. / Time For Metal:
Sprichst du Deutsch?

Oscar Dronjak:
Ich hatte drei Jahre Deutsch in der Schule. Jedoch glaube ich kaum, dass ich ein ganzes Interview auf Deutsch führen könnte. Ich denke aber, dass ich fast alles verstehe, was man zu mir sagt. Es sei denn, man spricht diesen verrückten süddeutschen Akzent.

Kai R. / Time For Metal:
Abschließend haben wir ein kleines Geschenk für dich. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man bei euch das Getränk „Korn“ kennt. Wir haben dir eine kleine Dose Qorn (www.qorn.de) mitgebracht, welche du gerne zu Hause zusammen mit „Schnaps“ trinken kannst.

Oscar Dronjak:
Ja, Korn kenne ich das ist doch etwas zu essen.

Kai R. / Time For Metal:
Ja auch, jedoch ist dies hier die trinkbare destillierte Version davon.

Oscar Dronjak:
Vielen Dank! Die Dose nehme ich auf jeden Fall mit nach Hause.

Kai R. / Time For Metal:
Wir haben dir für dieses echt coole Interview zu danken! Wir wünschen dir eine angenehme Heimreise und Grüße uns den Rest der Band von uns.

Oscar Dronjak:
Super, ja es hat mir auch viel Spaß gemacht.

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