Led Zeppelin: 50 Jahre Led Zeppelin III und die Band wird wohl nie mehr live zu sehen sein

Das dritte Werk wird von vielen Kritikern als zu soft verspottet

Wenn man an Hard Rock Bands der Siebziger denkt, kommt man zwangsläufig auch auf Led Zeppelin. Die 1968 gegründete Band verstand es auf unnachahmliche Weise Blues Rock, Hard Rock, Psychedelic Rock und auch Folkmusik zu verschmelzen. Die Ursprünge waren in den Yardbirds zu sehen. Deren einziges verbliebenes Mitglied Jimmy Page bekam 1967 Robert Plant als Sänger empfohlen und der brachte John Bonham als Schlagzeuger mit. Dann stieg noch John Paul Jones für den ausgeschiedenen Bassisten Chris Dreja ein und geboren waren Led Zeppelin, die aber zunächst noch als The New Yardbirds Altverträge erfüllen mussten. Der Name Led Zeppelin ist auf einer Aussage von Keith Moon (Anm. Who Drummer) zurückzuführen, der einmal meinte: Eine Band um Jimmy Page würde wie ein bleiernes Luftschiff abstürzen („The band will go over like a lead zeppelin“). Um Verwechslungen mit Lead=führen bzw. Blei zu vermeiden, ließ man das „a“ weg und Led Zeppelin blieb übrig.

Nach einigen Touren, vor allem in Nordamerika, brachten Led Zeppelin bereits 1969 zwei viel beachtete Alben auf den Markt, die der einfachheitshalber nur Led Zeppelin I und II benannt wurden. Stilistisch gab es härtere Songs wie Good Times Bad Times oder Communikation Breakdown auf der ersten und Whole Lotta Love und Heartbreaker auf Led Zep II. Wesentlich folkiger angehaucht sind Babe Im Gona Leave You und Black Mountain Side auf der ersten Scheibe, während auf der zweiten blueslastigere Stücke Einzug hielten. Genannt seien da The Lemon Song oder auch Bring It On Home. Die britische Band hatte bereits von Anfang an ihren Schwerpunkt auf Nordamerika gelegt, obwohl sie auch im Heimatland große Erfolge einheimsen konnte. Auch in Deutschland blieb das Luftschiff nicht unbemerkt und man wollte deshalb Led Zeppelin unbedingt ins Fernsehen bringen. Das ging aber eher in die Hose. Auch andere TV-Stationen hatten diese Ambitionen. Die eher negativen Erfahrungen, die Led Zeppelin damit machten (Songs durften nicht so lang sein und Playback musste gespielt werden) führten dazu, dass das TV-Geschäft für den bleiernen Zeppelin uninteressant war. Neben den abgelehnten Fernsehauftritten wollten dann auch noch die Radiosender kürzere Versionen der Songs haben. Das lehnten Led Zeppelin kategorisch ab und so schnitten die Radiosender einfach den Mittelpart vom Hit Whole Lotta Love raus. Das war damals eine gängige Masche. Nur die Piratensender, z.B. Radio Caroline vor der britischen Küste auf einem Schiff untergebracht, spielte alles immer ungeschnitten und oftmals auch live. Ich erinnere mich noch heute an die Nächte, in denen ich mit der Mittelwelle den Sender suchte und je nach Wetterlage einen guten oder mäßigen Empfang hatte. Da lernte man viele Sachen kennen, die im normalen Radio einfach nicht gespielt wurden oder auch hierzulande nur im Underground bekannt waren.

Im Oktober 1970 erschien nun Led Zeppelin III. Da diese Kolumnenreihe sich ja um die Alben kümmert, die 1970 erschienen und eine gewisse Bedeutung haben, widme ich mich dem dritten Album der Briten etwas ausführlicher. Die meisten Songs wurden von Page und Plant in einer abgelegenen Gegend in Wales auf dem Bron-Yr-Aur (Goldener Hügel) geschrieben und in Hampshire, London und New York aufgenommen. Für mich war das Release mit 12 zwar schon erlebbar, aber eigentlich beginnt mein Led Zeppelin Leben mit der vierten Platte, auf dem dann Rock ‘N‘ Roll,  Black Dog und Stairway To Heaven zu finden sind. Aber zurück zu dritten Scheibe der Zeppeline. Bereits das Cover zeigt die Gimmicks der 70er auf. Das Frontcover mit viel weiß-bunten Bildern hält eine Besonderheit bereit. Das Cover hat auf der Vorderseite eingebettet eine Drehscheibe, die am Rand betätigt werden kann. Dadurch ändern sich in den eingelassenen runden Aussparungen auf dem Cover die Bilder. Auch die Konterfeis der Musiker sind zu finden und tauchen immer wieder in den Aussparungen auf. Etwas Ähnliches wird heutzutage gar nicht mehr produziert, da diese Konstruktionen viel zu kostspielig sind. Auch andere Bands setzten solche Besonderheiten oder Beigaben ein. Ich erinnere an Sticky Fingers von den Rolling Stones mit dem Reißverschluss oder bei Alice Cooper’s School Out der rosafarbene Schlüpfer und auch Led Zeppelin machten dies bei Physical Gaffiti noch mal. Musikalisch geht es mit dem Immigrant Song, einer klassischen Hard Rock Nummer los. In nur zwei Minuten und 23 Sekunden zeigen die vier, wie das geht. Dass sie das können, haben sie ja bereits auf den ersten beiden Platten bewiesen – und wieder einmal ist es großes Kino. Leider bleibt das nicht so und bereits mit Friends zeigen sie sich von einer anderen Seite. Das schon fast romantisch anmutende Stück ist ein krasses Gegenteil, beweist aber die Vielseitigkeit der Band.

Es folgt Celebration Day, bei der Plants Stimme außerordentlich rotzig klingt. Die akustische Gitarre wird von Jimmy Page gekonnt im Slide gespielt, dazu gibt es hämmernde Drums von John Bonham, und John Paul Jones steuert den fetten Bass auf den Punkt hinzu. Einfache Mittel, aber gekonnt. Es folgt einer meiner Favoriten von Led Zeppelin. Since I’ve Been Loving You. Den Song habe ich allerdings erst weit nach Stairway To Heaven entdeckt. Das langsame Stück wurde seinerzeit für die Platte live im Studio eingespielt. Der vom Blues Rock dominierte Song erweist sich als kleines Kunststück. John Paul Jones spielt dazu Hammondorgel, während er mit den Basspedalen den Bass zusteuert. Der langsame Blues, mit einer Spieldauer von über sieben Minuten, lud schon damals bei den Feten zum Engtanz, und erste Erfahrungen sammeln mit den Mädels ein. Robert Plant in Höchstform singt sich mit voller Inbrunst die Seele aus dem Leib, während Jimmy Page auf der Doppelhalsgitarre ein fulminantes Solo hinlegt. Ach ja, by the way, Page hat zu der damaligen Zeit sehr häufig mit der akustischen, verstärkt zwar aber eben akustische Gitarre, gespielt. Die reine E-Gitarre kam erst später zum Einsatz. Er liebte es auch, die Zwölfsaitige zu benutzen und live eben auch als Doppelhalsgitarre. Das gab den Tracks etwas Einmaliges während die Konkurrenten wie Blackmore, Iommi oder Mick Box auf die Stratocaster, Gibson oder Fender setzten. Mit Out On The Tiles endet die erste Seite. Immer wieder erfrischend, wie John „GonzoBonham seine Felle gerbt. Er ist nicht umsonst einer der einflussreichsten Drummer der Rockgeschichte. Nicko Mc Brain (Iron Maiden), Phil Collins (Genesis) oder Cozy Powell (u.a. Dio) und auch Mike Portnoy (Ex-Dream Theater, heute u.a. mit den Flying Colours, und Sons Of Apollo unterwegs), Eric Singer (Kiss) und Tommy Aldridge (u.a. Whitesnake) geben ihn als ihren größten Einfluss an.

Seite zwei beginnt mit Gallows Pole. Hier zeigt sich wieder der oft wechselnde Stil auf der Scheibe. Der Track ist eigentlich ein Folk Song und wird auf eben der besagten Zwölfsaiter-Gitarre gespielt. Er erschien zunächst auf einer LP von Fred Gerlach und war stark von Leadbelly (amerikanischer Bluesmusiker) beeinflusst. Page und Plant haben ihn dann etwas umarrangiert und das Ergebnis kann sich hören lassen. Mit Tangerine, einem weiteren ruhigen Stück, wird an den Ursprung von Led Zeppelin erinnert. Der Track wurde ursprünglich von Jimmy Page für die Yardbirds geschrieben. Im nächsten Song, That’s The Way, werden die Eindrücke der anstrengenden amerikanischen Touren verarbeitet. Der Track ist so gar kein Rocksong. Ruhige Slide Gitarre, etwas Akustische noch dazu, wenige, sehr verhaltene, minimalistische Percussions und ein autobiografischer Text, der gefühlvoll von Plant vorgetragen wird. Viele Kritiker haben genau wegen dieser Stücke das Album seinerzeit vernichtend bewertet. Led Zeppelin hätte ihren harten Stil aufgegeben und klingen wie Crosby, Stills, Nash &Young. Das machte der Band aber nichts aus und sie gingen ihren Weg konsequent weiter, bis sie sich nach dem Tod von John Bonham im Jahre 1980 auflösten. Die bis dahin folgenden Alben Led Zeppelin IV, Houses Of The Holy, Physical Graffiti, Presence und In Through The Outdoor, sowie die letzte noch vertraglich abzuliefernde Platte Coda, erreichten Gold- und Platinstatus in Amerika und Großbritannien. Die Deutschen waren zumindest ab Presence nicht mehr so kauffreudig.

Bevor mit dem gewöhnungsbedürftigen Hats Off To (Ray) Harper (Anm. exzentrischer britischer Folksänger) das Album nach 43:03 Minuten endet, kommt noch der Bron-Y-Aur Stomp. Der einfache Song über den Hund von Robert Plant wird durch den walisischen Titel des Tracks geprägt und ist eine Hommage an die Hütte Bron-Yr-Aur, in der viele Lieder von Plant und Page geschrieben wurden. Ein weiterer Song über das Anwesen ist später noch auf Physical Graffiti zu finden.

Damit endet das dritte Album von Led Zeppelin. 1970 vielleicht nicht so hoch angesehen, hat es im Laufe der Jahre an Bedeutung gewonnen. Wie alle Werke von Led Zeppelin, wird die große musikalische Vielfalt dieser Ausnahmeband aufgezeigt. Viele Folk Einflüsse, Blues und auch bereits psychedelische Merkmale waren in unterschiedlichen Konstellationen vertreten. Trotzdem wurden sie immer mit in den Bereich des Hard Rocks gezählt. Was letztendlich daraus geworden ist, das weiß heute jeder. Der unglaubliche Erfolg, der sich bis heute hält, ist ungebrochen und nicht wenige wünschen sich eine, vielleicht auch nur kurze, Reunion der Band. Dass es geht, allerdings wohl ein sehr gruseliger Auftritt, haben sie 1985 beim Live Aid Event, mit Phil Collins an den Drums, und beim 40-jährigen Jubiläum des Labels Atlantic, mit Jason Bonham bewiesen. Auch bei der Aufnahme in die Rock ’N’ Roll Hall Of Fame im Jahre 1995, kam die Konstellation mit Jason Bonham zum Einsatz. Der letzte gemeinsame Auftritt war 2007, als es zu Ehren des verstorbenen Gründers von Atlantic Records, Nesuhi Ertegüns ein Benefizkonzert mit weiteren illustren Gästen gab. Als bekannt wurde, dass Led Zeppelin auftreten, gab es über 20 Millionen Registrierungen für das Event und 20.000 Karten wurden dann für ca. 180 € pro Stück ausgegeben. Seither fallen alle Bemühungen, die Band für ein paar Konzerte zusammenzubekommen, auf unfruchtbaren Boden. Was bleibt, sind Alben, die Musikgeschichte geschrieben haben. Eins davon ist Led Zeppelin III, das im Oktober 50 Jahre alt wird.

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